Ein Erfahrungsbericht von Emilia Flynn

Liebe Schriftsteller-Kollegen,

ich bin Emilia und die Autorin der Familiensaga »Morgan`s Hall«. Vielleicht kennt mich der ein oder andere von der OBM 2018 im vergangenen Oktober. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Helen Schmidt, die dieses wunderbare Projekt ins Leben gerufen hat.
Mein Debütroman erschien erst vor wenigen Tagen und gerne möchte ich meine bisherigen Erfahrungen im Bereich Self-Publishing mit euch teilen.

Der Weg zum fertigen Roman

Viele Freunde und bisherige Leser fragen oft, wie ich auf die Idee kam, genau diesen Roman zu verfassen. Die Geschichte der Familie Morgan geistert tatsächlich seit fast zwanzig Jahren in meinen Gedanken umher. In all den Jahren hatte ich immer wieder angefangen die Story niederzuschreiben, dann die Lust daran verloren und mich lieber meinem Privatleben gewidmet. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht nur mir so ergangen ist. Wenn ich daran denke, wie viele Seiten ich in meinem Leben beschrieben habe, um diese dann wieder zu löschen … ich will gar nicht darüber nachdenken.
Doch im letzten Jahr hatte ich eine echte Sinnkrise in meinem Job als kaufmännische Assistentin. Immerzu kam der Gedanke: Nein, es muss mehr im Leben geben, als den ganzen Tag Kundengespräche zu führen.
Im Sommer 2017 beschloss ich, den Roman endlich zu Papier zu bringen. Ich wusste, lange würde dieser Fleiß nicht anhalten. Doch ich schrieb und schrieb und schrieb. Ich war selbst über meine plötzliche Disziplin überrascht.
Nachdem ich über fünfhundert Seiten geschrieben hatte (ich spreche hier von A4-Seiten), überlegte ich, dass der Roman eventuell etwas zu lang geraten sein könnte. So beschloss ich, mehrere Bänder herauszubringen.
Aber wie?
Eigentlich hatte ich diesen klassischen Autoren-Traum, den vermutlich alle haben: Exposé schreiben und an einen Verlag senden. Self-Publishing kannte ich bis dato nicht. Ich wusste aber, kein einziger Verlag würde mich unter Vertrag nehmen. Ich bin ein unverbesserlicher Pessimist.

Der Weg zum Self-Publishing

Wie kam ich also zum Self-Publishing?
Durch Emily Bold.
Ich sah eines Tages, es müsste Anfang dieses Jahres gewesen sein, ein Interview der Autorin auf YouTube. Nachdem ich mich über ihren Werdegang schlaugemacht hatte, war ich einfach sprachlos. »Das geht?«
Infolge dessen beschäftigte ich mich nur noch mit diesem Thema. Ich inhalierte sämtliche Tipps, die ich im Netz fand, studierte die Self-Publishing-Bibel von Matthias Matting (ein Muss!), und traf auf Laura Newman, (zum Interview mit Laura) die mein Cover-Design für »Morgan`s Hall« entworfen hat. Laura betreibt einen unglaublich interessanten YouTube-Channel zur Thematik »Self-Publishing« und ich habe durch sie sehr viel Wissen aufgebaut.
Nach wochenlanger Recherche wurde mir bewusst, dass ich in dieser hart umkämpften Branche nur eine Chance habe, wenn ich folgende Gesetze einhalte:

  • Such dir einen gescheiten Cover-Designer
  • Finde einen versierten Lektor
  • Beschäftige dich mit Marketing

Das Cover

Laura hatte ich schnell gefunden und mit dem Design beauftragt. Die Zusammenarbeit mit ihr war sehr kreativ, entspannt und zielführend. Sie kennt den Markt und weiß, was die jeweiligen Zielgruppen von einem Cover im dementsprechenden Genre erwarten. Dabei geht es nicht immer um den eigenen Geschmack, sondern um den der potenziellen Leser.

Die Lektorin

Parallel kümmerte ich mich um ein Lektorat und ich fand recht schnell eine Lektorin. Voller Erwartung sendete ich ihr mein Manuskript, hoffte auf ein positives Feedback und stellte mir eine glorreiche Zusammenarbeit vor.
Was passierte? Völlige Zerfleischung meines Werkes. Ich hatte den Eindruck, ich müsste zunächst ein Literaturstudium absolvieren, um überhaupt ein Buch schreiben zu können. Ihr Urteil war so niederschmetternd, dass ich das Projekt »Morgan`s Hall« beinahe aufgegeben hätte. Nur durch Zuspruch enger Freunde und meiner Familie, arbeitete ich weiter an meiner Traumverwirklichung.
Nun war mein Ehrgeiz geweckt. Getreu nach dem Motto: Jetzt erst recht!
Ein paar Tage später stieß ich auf die Lektorin Jil Aimée Beyer. Bereits während der ersten Kommunikation wussten wir beide, dass wir als Team zusammen passen. Jil bot mir ein Probelektorat an. Sehr wichtig, um herauszufinden, ob Autor und Lektor tatsächlich miteinander harmonieren. Und es passte auf Anhieb.
Insgesamt wurde »Morgan`s Hall« in zwei Durchgängen lektoriert.

Die Testleser

Zusätzlich gab ich mein »Buchbaby« vertrauensvoll in die Hände zweier Testleserinnen. Empfehlenswert sind aber ungefähr fünf Testleser. Oder mehr. Dabei ist es wirklich wichtig, Kritik und Tipps zu zulassen. Mir persönlich haben die Ratschläge sehr geholfen.
Als Autor ist man die meiste Zeit ein Einzelkämpfer, der in seinem stillen Refugium vor sich hinschreibt. Jedoch bildet sich nach und nach ein Team auf, bestehend aus Autor, Lektor, Cover-Designer und Testlesern. Ich persönlich habe diese Zusammenarbeit sehr genossen.

Die Veröffentlichung

Nachdem die letzten Korrekturen vorgenommen waren, musste ich all meinen Mut zusammennehmen und auf das Veröffentlichungsknöpfchen drücken. Dabei hatten meine Hände gezittert und fast hätte ich einen Rückzieher gemacht.
Aber kein Weg führte mehr daran vorbei. Ich musste es wagen.
Kurze Zeit später erhielt ich die Nachricht: »Herzlichen Glückwunsch, Ihr Buch Morgan`s Hall wurde online gestellt.« Mir rutschte das Herz in die Hose.
Ich wartete ab, bis ich eine Platzierung (Ranking) erhielt. Ein paar Stunden später erreichte ich den traurigen Platz 61.000.

Das Marketing

Sofort startete ich mit meiner persönlichen Marketing-Kampagne und informierte zunächst alle Freunde und Bekannte. Daraufhin teilte ich diese Neuigkeit in allen sozialen Medien, die mir zur Verfügung standen. Instagram, Facebook sowie Twitter.
Noch am selben Tag erlangte »Morgan`s Hall« den bombastischen Rang 592 aller bezahlten eBooks. Es folgten ausgelassene Freudentänze, wohlwissend, dass ich mich nicht auf dieser Platzierung halten kann. So war es auch.
Einige Tage vergingen und meine Geschichte rutschte stündlich ins Nirwana ab. Dies bedeutete eine gefährliche Unsichtbarkeit für potenzielle Leser. Ungeduld machte sich breit und mühsames Klinkenputzen folgte. Blogger anschreiben, Autorenkollegen bitten, mein Buch auf ihren sozialen Plattformen zu erwähnen, und ich gab Geld für Werbeanzeigen aus.
Einfach nichts davon schien Früchte zu tragen. Doch – und das ist wichtig, zu wissen – erzielte ich eine relativ gleichbleibende Konstante in den Verkäufen, so dass ich mich in meinen Sub-Kategorien unter den Top 10 halten konnte.
An Tag 12 passierte dann allerdings ein kleines Wunder. Aus einem mir nicht bekannten Grund wurde das eBook mehr als sonst verkauft und »Morgan`s Hall« erhielt das berühmt-berüchtigte »Bestseller-Siegel« für meine Top-Kategorie.
Ich gebe zu, an diesem Abend habe ich mehrere Freudentränen geweint, da ich nicht mehr mit einem Erfolg gerechnet hatte.
Nun heißt es, weiterhin viel Geduld aufbringen und von anderen Autoren lernen.
Aber das Allerwichtigste ist, niemals aufzugeben. Wer will, der kann.
Und am Ende des Tages sollte ein Autor einfach nur stolz darauf sein, diesen Schritt gewagt zu haben. Egal, was kommt.

Ich wünsche allen Debütautoren ganz viel Glück bei ihrer Veröffentlichung, damit die Welt weiterhin mit großartigen Geschichten verzaubert wird.

Eure Emilia